Geschichte der Kirchengemeinde Hülen

Auszüge aus der Chronik der Pfarrei Hülen mit freundlicher Genehmigung vom Autor Winfried Kießling

Erste urkundliche Erwähnung von Hülen

Mit einer Urkunde des Klosters Lorch aus dem Jahr 1235 überschrieb Heinrich von Walthusen (Waldhausen im Remstal), der in zweiter Ehe mit der verwitweten Guta von Gruwenberc verheiratet war, unter anderem auch eine „mansum zu Hülewe“. Dieser Hof stammte aus dem Besitz der Frau, deshalb musste der Überschreibung an das Kloster ihr Sohn aus erster Ehe, Eberhard von Gruwenberc, zustimmen. Dafür erhielt das Ehepaar vom Kloster Lorch neben anderen Leistungen zwei lebenslängliche Pfründe. Dies ist im Grunde nichts anderes als eine Übergabe mit einer Altersversorgung, nach heutigem Begriff eine Rentenversicherung.

Für Hülen ist diese Urkunde von besonderer Bedeutung. Indirekt kann man entnehmen, es gab damals sicher schon mehrere Hofstellen und was wohl am wichtigsten ist, die Grundherren waren die Gromberger. Auch bei späteren Verkäufen von Häusern in Hülen an den Deutschen Orden wird die Familie von Gromberg genannt. Mit dieser Erstnennungsurkunde von Hülen aus dem Jahr 1235 wird zum ersten Mal die Familie Gromberg erwähnt. Frühere Urkunden, auch über die Kapfenburg, sind unbekannt.

Die Pfarrkirche St. Franziskus, die 1901 eingeweiht wurde

Der Übergang des Kapfenburger Gebiets an den Deutschen Orden

Die erste sichere Nennung der Kapfenburg stammt aus dem Jahr 1311, damals war die Burg schon im Besitz der Grafen von Oettingen. (…) Am 25. März 1364 verkaufte Graf Ludwig von Oettingen die Kapfenburg mit dem dazugehörigen Burgweiler Hülen und anderen Liegenschaften an den Deutschen Orden. Ein Jahr zuvor hatten die Herren von Gromberg ihr Patronatsrecht an der Mutterkirche Lauchheim mit allen Filialkirchen an den Orden verkauft. Damit gehörte die Siedlung Hülen nahezu 500 Jahre zum Deutschen Orden, der auf der Kapfenburg eine eigene Kommende errichtete. Die Seelsorge der Bewohner von Hülen erfolgte zunächst weiter von Lauchheim aus durch den dortigen Kaplan.

Die Deutschordenszeit in Hülen

Der Siedlungskern von Hülen liegt an der tiefsten Stelle der Straße von Kapfenburg nach Waldhausen, der sich an dieser Stelle mit einem sehr alten Weg kreuzt. Ver­mutlich war dies eine alte Römerstraße, die durch das Kugeltal über Arlesberg in den Raum Aalen führte. Für diesen Weg hatten die Herren von Oettingen im Mittelalter das Geleitrecht. Bis 1398 soll sogar in Hülen eine oettingische Zollstätte gewesen sein. Mit der Übernahme der Gebietshoheit durch den Deutschen Orden führte dies zu viel Streit zwischen den beiden Herrschaften Kapfenburg und Oettingen.

Mit dem Ausbau der Siedlung Hülen beschränkten sich die Höfe nicht mehr nur allein auf diese wenigen Hofstellen bei den Hülen, sondern die Häuser reihten sich beiderseits der Straße von der Kapfenburg nach Waldhausen jeweils den Hang hinauf. Dieser Anstieg der Besiedlung führte bei der Wasserversorgung zu erheblichen Problemen. Obwohl schon sehr früh das Regenwasser von den Dächern in Zisternen gesammelt wurde, musste doch stets bei Trockenheit das Wasser aus dem Jagsttal geholt werden.

Um das Jahr 1600 versetzte der Komtur Johann Eustach von Westernach den Kaplan von Lauchheim nach Kapfenburg, nachdem im Hochschloß die Obere Kapelle errichtet wurde. Von dort aus betreute der Kaplan zusätzlich die Pfarrei Waldhausen. Es ist davon auszugehen, dass auch die Hülener bei ihm ihren seelischen Beistand suchten.

Im Jahre 1658 errichtete der in Hülen wohnende Deutschordens-Holzwart Adam Ruf, auf seine Kosten, auf der Höhe nach Waldhausen eine Kapelle der 14 Nothelfer, die nebst einer Jahresstiftung zunächst nach Waldhausen eingepfarrt war.

1733 gelang dem Deutschen Orden, die Einrichtung eines offiziellen Postwegs von Frankfurt über Ellwan­gen, Kapfenburg, Neresheim, Dischingen nach Augs­burg, der zwei Mal in der Woche bedient wurde. In Hülen war eine Reichsposthalterei, bei der die Pferde gewechselt wurden. Daraus entstand das heutige Gasthaus „Zur Alten Post“.

1736 wurde unter Komtur von Lehrbach eine kleine Kapelle am Ortsausgang zur Kapfenburg gebaut. Unter diesem Komtur wurden auch andere kleine Kapellen im Kommendegebiet errichtet.

1805 bekam Hülen eine eigene Schule.

1806   übernahm mit dem Einverständnis des französischen Kaisers Napoleon das inzwischen zum Königreich erhobene Württemberg die Deutschordenskommende Kapfenburg. Die Kapfenburger Kaplanei wurde aufgehoben.

Hülen im Königreich Württemberg

Hülen verblieb zunächst mit dem gesamten Kapfenburger Deutschordensgebiet beim Oberamt Ellwangen. Mit dem weiteren siegreichen Vordringen der Franzosen nach Österreich erhielt Bayern im Osten weitere Ländereien, dafür trat es im Westen Gebiet an Württemberg ab. Das neue Oberamt Neresheim wurde eingerichtet, dem 1812 Waldhausen und Hülen mit der Kapfenburg zugeschlagen wurde. Lauchheim verblieb beim Oberamt Ellwangen.

1821 reichten die Hülener erfolglos ein Gesuch zur Wiedereinrichtung der Kapfenburger Kaplanei ein.

1823 erhielt Hülen eine eigene Schultheißerei, der 1832 auch die Kapfenburg zugeteilt wurde.

Zur Kirche gingen die Hülener nach Lauchheim, dort begruben sie auch ihre Verstorbenen.

Mitte des 19. Jahrhunderts klagte der Schulinspektor Schöttle – wohl auf Information des Hülener Lehrers Humm, „der Mangel eines täglichen Gottesdienstes und eines Ortsgeistlichen wird empfunden. Die Jugend zeigt Mangel an Höflichkeit, Artigkeit und Wohlanstand.“ Trotzdem wird anerkannt: „die häusliche Erziehung ist meist eine gute christliche.“

Von verschiedenen Seiten kamen Vorschläge zu einem eigenen Kirchenbau in Hülen: Zunächst der Hülener Lehrer Humm; dann der Kapfenburger Kameralamtverwalter Rapp, der die Einrichtung eine Hülener Kirche in der Unteren Schlosskapelle der Kapfenburg vorschlug; Lehrer Hugger; Finanzrat Schmieg. Auch Vikar Bokmaier aus Lauchheim war für eine eigene Kirche in Hülen, dadurch schuf er sich in Lauchheim viele Feinde.

Es war ein weiter und beschwerlicher Weg bis zur Errichtung einer eigenen Kirche. Zur Gründerversammlung zum Kirchenbau im Jahre 1894 erschien der damalige Stadtpfarrer von Lauchheim, Joseph Raphael Kroll, nicht. Erst sein Nachfolger, Edmund Kohler, setzte den Neubau trotz heftiger Gegner energisch durch. Als Baustil wurde ein der Spätgotik nachempfundener Stil des Historismus gewählt, den Bauplan hierzu entwarf der damalige Pfarrer Harsch von Schwabsberg.

Zum Kirchenbau brachten bereitwillig die Hülener in mehreren Haussammlungen ihre Beiträge, auch König Wilhelm II. von Württemberg bewilligte eine Lotterie. Geld und Bauholz spendeten die Gemeinden Dalkingen, Elchingen, Killingen, Waldhausen und Westhausen mit Westerhofen.

Am 1. Juni 1901 konsekrierte der Bischof von Rotten­burg, Dr. Paul Wilhelm von Keppler, die Kirche mit dem Patronat des hl. Franziskus von Assisi. Dem Märty­rergrab im Altar gab man die Reliquien des hl. Eudoxius und der hl. Theodora bei. Dekan Matt aus Wald­hausen zelebrierte zusammen mit zwanzig anderen Geistlichen die erste heilige Messe am Einweihungstag. 1904 erhielt die Kirche eine Orgel mit 9 Registern von der Firma Spät aus Ennetach. Im gleichen Jahr wurde für Hülen eine eigene Pfarrverweserei eingerichtet.

Noch während des Kirchenbaus wurden drei Glocken beschafft, die allerdings den Ersten Weltkrieg nicht überstanden, ebenso die 1923 beschafften Glocken, die im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden.

Die dritte Glockenweihe fand 1949 statt.

(Auszüge aus der Chronik der Pfarrei Hülen mit freundlicher Genehmigung vom Autor Winfried Kießling. Vervielfältigung – auch in Auszügen – nur durch Genehmigung des Autors. Für evtl. Copyrightsverletzungen in der Chronik sind die Seelsorgeeinheit und der Webmaster nicht verantwortlich.)